„Was, 30 Grad minus war es in Finnland? Aber gell, das ist eine ganz andere Kälte, viel trockener!“ Diese Bemerkung höre ich je-des-mal, wenn ich von meinen Ferien in Äkäslompolo erzähle. 30 Grad unter null? Leute, das ist richtig kalt! Und es ist keine ganz andere Kälte als 30 Grad minus in der Schweiz – aber – man ist deutlich besser angezogen. Wenn ich am Bahnhof Thun bei minus 10° auf die verspätete S-Bahn warte, Jeans und eine Winterjacke trage, dann friere ich richtig. Warte ich hingegen in Finnland um 11 Uhr nachts bei minus 29°C auf das Nordlicht, dann trage ich von der Thermowäsche bis zum Halstuch funktionelle Winterkleidung im Schichtenlook, muss vielleicht ein bisschen rumhampeln, aber von Frieren keine Spur.
Der Winter in Norden ist ein Sehnsuchtsort, nicht nur von mir, sondern von ganz vielen Leuten. Samstag für Samstag fliegen hunderte von Schweizerinnen und Schweizern mit Edelweiss und Finnair nach Kittilä, Rovaniemi und Ruka/Kuusamo, um den Winter in seiner ureigensten Gestalt zu erleben. Weg vom Pfloscht, von den Wärmeeinbrüchen über Weihnachten, von Schneeglöggli im Januar – hinein ins pure Wintervergnügen mit 1,5 Meter Pulverschnee, mit Eisblumen und leuchtenden Polarnächten.
Schon seit Jahren hatte ich mir das Rundholzblockhaus im Kontikikatalog angekreuzt. Ein original „Kelo“haus musste es sein. Dass es ruhig und trotzdem zentral lag, war ebenso wichtig. Unser Mökki war wohl das Rustikalste von ganz Äkäslompolo, sogar das Sofa und die Lampe über dem Tisch waren aus Rundhölzern gefertigt. Mit Cheminée, Sauna, Trockenschrank, Wasch- und Abwaschmaschine fehlte es an keinem Luxus. Wir waren allerdings nicht nach Finnland gereist, um nur drinnen vor dem Feuer zu sitzen, sondern uns zog es hinaus. Ende Januar war es schon von 09.30 – 16:00 hell. Die Sonne spionierte einige Stunden über den Horizont und tauchte das ganze Winterwunderland in ein leuchtendes Licht.
Ferien in Lappland sind für aktive Leute: Ob Schneeschuhlaufen, Langlauf, Alpinski, ob mit Hundeschlitten oder Schneetöff – noch so gerne verbringt man die hellen Stunden im Schnee, in den verschneiten Tannenwäldern, auf dem zugefrorenen See, an einem Lagerfeuer oder zuoberst auf den Tuntuuri – den baumlosen Hügeln rund um Äkäslompolo. Und wenn die Nacht hereinbricht, ist es nochmals so schön, die Sterne leuchten, der Schnee knirscht unter den Schneeschuhen und – mit Glück – beginnt am Himmel das sanfte grüne Leuchten, dehnt sich aus, springt hoch über den Nachthimmel, tanzt im Kreis und schleicht sich mit einem letzten Flackern wieder davon.
Wird man nicht krank in der Kälte? Das nicht, aber einen richtig resistenten Virus kann man sich einfangen. Der nistet sich hartnäckig ein, verhält sich im Sommer ruhig und bricht spätestens bei den ersten Regenmatschtagen im November wieder aus. Der Nordenvirus, und dagegen kann man nur eins machen: Die Reiseberaterin, den Reiseberater seines Vertrauens anrufen und sofort mindestens eine Woche nördlich des Polarkreises buchen. Meine Nummer kennt ihr ja, und ich versorge euch zusätzlich gerne mit Geheimtipps. Bis bald im hohen Norden!